Als wir unser Grundstück in der Nähe von Wien vor ein paar Jahren gekauft hatten, haben wir begonnen uns intensiv mit einer ökologischen Lösung für unser Abwasser zu beschäftigen. Es gab keinen Kanalanschluss für das Grundstück, Wasser war aber vorhanden. Also brauchten wir eine Lösung für unsere Toilette und auch für unser Grauwasser aus Dusche und Küche.
Ich las mich in verschiedene Systeme der Abwasserreinigung ein, was uns dazu führte, eine Trockentrenntoilette zu errichten und die Planung einer vollbiologischen Pflanzenkläranlage zu beginnen. Eigentlich ging es in unserem Fall ja “nur” um das Grauwasser, Fäkalien und Urin werden in der ökologischen Trockentrenntoilette seperat kompostiert. Im Internet fanden wir ein System für die Grauwasserfilterung, das wir um ein Haar gekauft hätten. Obwohl der Händler in Österreich ansässig ist, war in der Beschriebung der Anlage nicht zu lesen, dass dieses System in Österreich nicht den gesetzlichen Anforderungen entspricht und demnach nicht zur Grauwasserentsorgung oder -reinigung zugelassen ist. Wir mussten also weiter suchen.
Wir haben unzählige Telefonate geführt mit Behörden, Sachverständigen, Herstellern von Kläranlagen usw.., unter Anderem auch mit Betreibern von Berghütten, die aufgrund der geografischen Gegebenheiten ebenfalls auf biologische Abwasserbehandlung angewiesen sind. In großer Höhe kommen für die Abfälle der Toiletten Thermokomposter zum Einsatz, die sich die Sonnenenergie zu Nutze machen. Durch die Kompostierung reduziert sich das Volumen des Substrates drastisch. Es kann nach dem Umwandlungsprozess in unbedenklicher Weise wieder in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden.
Für die Grauwasserentsorgung haben wir uns für einen Bausatz einer Pflanzenkläranlage entschieden, der in Österreich über einen auf ökologische Minimalwohnformen spezialisierten Händler bestellt werden konnte.
Auf unserem Grundstück gab es nur eine einzige Fläche, auf der die Errichtung einer Pflanzenkläranlage möglich war. Es musste ein sonniger, halbwegs ebener Standort sein, es durften keine Bäume in der unmittelbaren Nähe stehen und es musste unterhalb unserer Wohngebäude gelegen sein, damit das Gefälle die Abwässer dorthin leiten konnte. Unser Grundstück befindet sich in Hanglage, für das Hauptbecken wurde aber eine halbwegs gerade Fläche benötigt. Also mussten wir graben!
Es gab aber noch andere Themen: Wir benötigten bestimmte Kiesarten hinsichtlich der Korngrößen und der Feinpartikelanteile. Die meisten der umliegenden Kieswerke hatten diese bestimmte Art nicht verfügbar. Nach langer Suche konnten wir ein Kieswerk in Tulln finden und dazu noch einen Bauern, der mit seinem Anhänger die 3,5 t Kies für uns transportierte. Dann muss das ganze Material noch händisch den Hang hinunter gebracht werden…
Mitten im ersten Lockdown wurde dann das Selbstbauset angeliefert. Der größte Teil des Pakets war eine große, schwere PE-Teichfolie. Mitgeliefert wurde auch eine einfache Einbauanleitung, sowie die Detailpläne und technischen Zeichnungen der Anlage.
Schon beim ersten Versuch, die Plane in die ausgehobene Grube zu legen, stießen wir an unseres körperlichen Grenzen. Das Material war so steif und schwer, dass wir nur unter Einsatz unseres ganzen Körpergewichts die große Fläche überhaupt bewegen konnten, das Einlegen der Falten in den Ecken der Grube gestaltete sich äußerst schwierig. Wir fragten uns, wie wir später die Steinumrandung am oberen Rand der Anlage bewerkstelligen würden, da eine ebene Fläche als Unterlage für die Steine nicht machbar gewesen wäre.
Das nächste Problem war der Einbau des Abflusses am unteren Ende der Grube. Zum Teil mussten wir zu diesem Zweck die Plane wieder etwas herausnehmen. Es war ein Arbeiten ohne Sicht, denn wir mussten eine Öffnung in die Plane schneiden, an der richtigen Stelle und in der richtigen Größe, sodass dann das Abflussstück eingesetzt werden konnte und die Verbindung zum dahinterliegenden Kontrollschacht geschlossen werden konnte.
Endlich fertiggestellt ließen wir etwas Wasser ein, um zu testen, ob der Abfluss dicht war, doch am nächsten Morgen war das ganze Wasser wieder verschwunden.
Wir kommen zu dem Schluss: Mit dieser Plane wird das nichts. Wir brauchen Unterstützung.
Ein Teichbauer des Nachbarortes gibt uns den Rat, die PE-Plane wieder komplett herauszunehmen und gegen eine EPDM-Plane, die wesentlich weicher ist, zu ersetzen.
Also musste alles wieder raus…